Ein Denkmal auf einem Berg am Fluss

Neesen

Neesen

Neesen, nördlich des Wesergebirges am Ostufer der Weser gelegen, war früher ein kleines Bauerndorf. Heute ist der Stadtteil mit 2.380 (Stand 31.12.2022) Einwohnerinnen und Einwohnern städtisch geworden mit Kindergarten, Grundschule, Ev. Gemeindezentrum, Apotheke, Sparkassen, Gaststätten, Handwerks- und Industriebetrieben, Einzelhandelsgeschäften, Ärzten,  Rechtsanwälten und Notaren sowie 13 Vereinen.

Neesen © Karl Brandt

Nasse Füße und Festungen: Eine schmale Straße entlang der Weser, die heute vorwiegend von Radfahrern und Spaziergängern genutzt wird, existiert seit dem frühen Mittelalter und war rechtsseitig der Weser der einzige direkte Verbindungsweg zwischen Minden und dem Wesergebirge. Dort wurde der hochwertige und international bekannte Porta-Sandstein gebrochen, der auch für den Mindener Dom und die Festungsanlagen verwendet wurde. Auf halbem Wege zwischen Porta und Minden liegt an dieser Straße das kleine Bauerndorf Neesen, früher Nisinun, was soviel wie „nass“ oder Wasser bedeutet. Auch heute noch wird die Kalte Hude im Winter gelegentlich überflutet.

Mit der Eisenbahn zum Luxus: Das Jahr 1033  wird als Geburtsjahr des Ortes Neesen betrachtet, da in diesem Jahr ein Hof des Dorfes per Urkunde an das Martinistift in Minden geschenkt wurde. Noch im Jahr 1818 wurden nur 278 Einwohner gezählt, doch in den nächsten 100 Jahren überschlugen sich die Ereignisse. 1911 war die Bevölkerungszahl auf 2074 Personen angewachsen! Das hat sich bis heute kaum geändert. Die Köln-Mindener Eisenbahn wurde gebaut, deren Trasse das Dorf an der Ostseite tangierte. Durch den Landverkauf an die Bahn kamen die Bauern zu Wohlstand und so entstanden überall im Ort prächtige Herrenhäuser, von denen heute acht unter Denkmalschutz stehen. Schon vor dem Bau blühten Industrien am Nordhang den Wesergebirges auf, wie Kalk- und Zementwerke, dazu kamen Ziegeleien und Glasbläsereien, welche Arbeitskräfte nach Neesen lockten. Der Ort dehnte sich bis weit hinter die Bahnlinie aus und wuchs mit dem Nachbarort Lerbeck zusammen.

Von Napoleon und Schmugglern: Von dem nördlichen Ortseingang aus konnte man bis zu ihrem Abriss 1873 die imposante Festung Minden sehen. Über 200 Jahre lang gab es hier ein Gasthaus, das zwar außerhalb des Dorfes lag, doch eine kleine Bucht an der Weser war ein gern genutzter Ankerplatz für die Flößer. Diese kehrten im Gasthaus ein und übernachteten auf dem Strohboden. Es soll sogar einen Schmugglerweg von dieser Stelle zur niedersächsischen Landesgrenze nach Bückeburg gegeben haben. Die Frau des damaligen Wirtes hat von hier aus Napoleons Truppen 1813 die Weser durch die Mindener Furth überqueren sehen. Sie flüchteten vor den Preußen, Braunschweigern, Sachsen, Russen und anderen Verbündeten.

Verlauf der alten Weserarme: Die Nacheiszeit (Holozän) begann vor etwa 10 000 Jahren mit einem kräftigen Temperaturanstieg. Gleichzeitig nahmen die Niederschläge zu und der Meeresspiegel begann anzusteigen. Dadurch, dass die Weser immer mehr Wasser führte, erhöhte sich ihre abtragende (erodierende) Kraft. So räumte sie nördlich der Porta Westfalica in den auftauenden Ablagerungen der Weichselvereisung eine maximal 4 Kilometer breite Talaue aus. Als Reste blieben nur der Südbruch in Meißen und der Brückenkopf in Minden als Niederterrasseninseln in der Talaue erhalten. Die Gabelung der Weser nördlich der Porta Westfalica in einen Haupstrom und je einen Nebenstrom nach Westen und Osten ausfächernd mit weiteren Verästelungen sind in der Karte von 1835 farblich herausgehoben worden. Nur bei extremen Hochwassern, wie zum Beispiel im Januar 1682 bzw. im Februar 1946, wurden die Talaue der Weser in voller Breite und der Ortskern von Neesen meterhoch überflutet.