Da war keine Ähnlichkeit zu uns selbst – Die spezifische Situation weiblicher KZ-Häftlinge

Am Mittwoch, dem 05. Dezember 2018,  ist die Hamburger Historikerin Ulrike Jensen auf Einladung des Vereins KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica e.V.in Porta Westfalica  zu Gast. Sie referiert eindrücklich über die  Situation weiblicher Häftlinge in Konzentrationslagern, ihre spezifischen Probleme und Überlebensstrategien.  Bestandteil des Vortrages sind auch Zeitzeugenberichte betroffener Frauen. Sie schildern die sexualisierte Gewalt durch Wachpersonal, ihre gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Hunger und entwürdigende Behandlung, aber auch den engen Zusammenhalt der so genannten „Lagerschwestern“, ihre spezifischen Überlebensstrategien und ihr Leben nach der Befreiung. 

Am 15. Januar 1945 waren insgesamt 714.211 KZ-Häftlinge registriert, unter ihnen 202.674 Frauen, also ein Viertel aller Häftlinge. Auch in Porta Westfalica-Hausberge existierte ein Frauen-Konzentrationslager als Außenlager des KZ Neuengamme. 1.000 Jüdinnen, die meisten von ihnen aus Ungarn und den Niederlanden, mussten hier ab Mitte Februar bis zum 1. April 1945 für die Philips-Valvo-Röhrenwerke Zwangsarbeit leisten. Nach der Räumung des Lagers durch die SS und einer tagelangen Irrfahrt Richtung Norden erreichten einige der Frauen das Außenlager Salzwedel. Dort wurden sie am 14. April 1945 von US-Truppen befreit. Andere Frauen kamen über die Außenlager Fallersleben und Helmstedt-Beendorf nach Hamburg und erlebten dort die Befreiung durch britische Truppen. 

Der Vortrag findet statt am Mittwoch, 05.12.2018, 19:00 Uhr, Bürgerhaus Porta Westfalica-Hausberge, Am Park 1. Der Eintritt ist frei. Spenden für die Arbeit des Vereins sind willkommen. 

„Wärme, die ihr euch gegenseitig gegeben habt, Formen des Essenteilens, eure gegenseitige Unterstützung, sogar der Gesang eines Liedes, der Austausch von Rezepten – diese kleinen und anscheinend trivialen Ereignisse des täglichen Lebens, die es euch ermöglicht haben, durchzukommen, ich denke, die müssen wir einfordern. Die Art und Weise, wie Frauen den Austausch von Rezepten in eine gemeinsame Erfahrung des Teilens verwandelten, konnte zwar nicht Tod in Leben, aber Situationen tödlicher Bedrohung in Möglichkeiten des Überlebens verwandeln.“
Joan Ringelheim, Amerikanische Philosophin und Frauenforscherin zu frauenspezifischer Verfolgung, 1983


Referentin

Historikerin und Gedenkstättenpädagogin Ulrike Jensen, KZ Gedenkstätte Neuengamme

Ulrike Jensen ist Historikerin und Gedenkstättenpädagogin.

Seit 2016 leitet sie den Bereich Gedenkstättenpädagogik in der Abteilung „Bildung und Studienzentrum“ der KZ-Gedenkstätte Neuengamme in Hamburg. Ihre thematischen Schwerpunkte sind u.a. die spezifische Verfolgung sowie die Überlebensstrategien weiblicher KZ-Häftlinge, Sex-Zwangsarbeit, Leben nach dem Überleben, Skandinavier im KZ, Erinnerungskultur.


Eng beieinander, Zeichnung der mehrfach ausgezeichneten ungarisch-jüdischen Künstlerin Ágnes Lukács, inhaftiert u.a. auch im Außenlager des KZ-Neuengamme an der Porta Westfalica

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