Ein Denkmal auf einem Berg am Fluss

Die KZ-Gedenkstätte in Porta Westfalica

Die KZ-Gedenkstätte Porta Westfalica

Die Stadt Porta Westfalica hat im Jahr 2008 erstmals zum Runden Tisch eingeladen, nachdem sich bereits zuvor mehrere Bürgerinnen und Bürger unabhängig voneinander gemeldet hatten, um Informationen über die Geschichte des Nationalsozialismus in Porta Westfalica zu erhalten, insbesondere zu den Außenlagern des Konzentrationslagers Neuengamme an der Porta Westfalica. Im Jahr 2009 hat sich aus dem Personenkreis des Runden Tisches der Verein KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica e.V. gegründet, dem die Stadt Porta Westfalica angehört. Seither werden die Aktivitäten von Einzelpersonen, Organisationen und Institutionen zur Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus und der Außenlager des KZ Neuengamme an der Porta Westfalica intensiv durch ehrenamtliches Engagement in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Porta Westfalica durchgeführt. Seit 2015 wird satzungsgemäß die Entwicklung der ehemaligen Untertageverlagerung Dachs 1 zu einem zentralen Gedenkort fokussiert. In der Region, und darüber hinaus, gibt es keinen vergleichbaren historischen Ort, an dem die Auswirkungen des Zusammenwirkens von NS-Ideologie, Rüstungsindustrie und KZ-System sowie die Beziehungen zwischen der Zivilbevölkerung und Konzentrationslagern in der sprichwörtlichen Nachbarschaft deutlicher vermittelt werden könnten.

Am 18. März 1944 traf der erste Transport mit 300 KZ-Häftlingen aus Buchenwald in Hausberge an der Porta Westfalica ein. Ein Jahr später waren über 3000 KZ-Häftlinge in drei Außenlagern des KZ-Neuengamme zusammengepfercht, unter unmenschlichen Bedingungen zur Arbeit unter Tage gezwungen und ständiger brutaler Gewalt, Hunger und Krankheiten ausgesetzt. Die ehemaligen Sandsteinstollen links und rechts der Porta Westfalica wurden 1944/1945 unter diesen menschenunwürdigen Bedingungen in kaum nachvollziehbarer Geschwindigkeit ausgebaut. Die hier entstandenen Industrieanlagen wurden zu großen Teilen bereits in Betrieb genommen. Zur Arbeit in verschiedenen Bau- und Rüstungsfirmen wurden darüber hinaus ca. 2000 Zwangsarbeiter*innen eingesetzt. Hausberge hatte am Ende des 2. Weltkrieges knapp 2800 Einwohner*innen, das Außenlager war im Ort präsent und für die Bevölkerung wahrnehmbar vor allem auch, da sich das Bauvorhaben als Wirtschaftsfaktor in der Region etabliert hatte. Die Außenlager, die Amtsstellen der SS-Verwaltung und der Bauverwaltungen sowie die Baustellen der Untertageverlagerungen waren mit einer Ausnahme in bereits vorhandenen Gebäuden sowie unter Tage in Stollen im Wiehen- und im Wesergebirge untergebracht. Das Lager für weibliche KZ-Häftlinge wurde neu errichtet. Der Lagerkomplex prägte bis April 1945 das Ortsbild und zog sich wie ein Netz über Hausberge, Barkhausen, Vennebeck, Holzhausen, Neesen und Lerbeck.

Nach Kriegsende wurden die Räume anderen Nutzungen zugeführt, überbaut, gesprengt oder zugeschüttet. Die ehemalige Untertageverlagerung Dachs 1 im Jakobsberg wurde teilweise gesprengt und nach dem Krieg weitergenutzt, bevor der Zugang für einige Jahre gesperrt wurde. Dieser zentrale Erinnerungsort, der in seiner Größe und seinem Erhaltungszustand einmalig in Nordwestdeutschland ist, wurde durch die Initiative der KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica der Öffentlichkeit 2016 allgemein zugänglich gemacht. Das Interesse an dem Thema und dem Ort ist seit Vereinsgründung kontinuierlich gestiegen und ungebrochen hoch. Neben gut besuchten Veranstaltungen sind insbesondere die Führungen in der Anlage Untertageverlagerung Dachs 1 im Jakobsberg überregional von großem Interesse und weit im Voraus ausgebucht. Die nationale und internationale Presse hat sich dem Thema immer wieder gewidmet. Zunehmend wird der Verein auch zur Anlaufstelle für die Angehörigen ehemaliger Häftlinge, die hier Auskünfte über die Lebenswege und Schicksale ihrer Angehörigen erhalten wollen.